Der Hufabszess beim Pferd 

Hufabszesse können entstehen, wenn Fremdkörper von Aussen - vor allem bei anhaltend nasser Witterung - in den Huf eindringen. Dies können Steine - im Winter Splitt - sein, welche durch die Sohle in das Hufinnere gelangen oder kleinste Verletzungen im Sohlenbereich verursachen. Eine weitere Möglichkeit sind Dornen oder Strauchwerk welche im Ballen- Sohlen- oder Strahlbereich kleine Verletzungen hervorrufen können. In der Folge kommt es in der betroffenen Region zu einer bakteriellen Infektion.

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Oft sind jedoch die Gründe eines Abszesses im Inneren des Hufes zu suchen. Grössere, tote Gewebeteile - hervorgerufen  beispielsweise durch eine durchstandene Hufrehe  - können unter Umständen nicht über die Blutbahn abgebaut werden. Sie müssen jedoch nach Aussen gelangen. So bildet sich ein Abszess im Innern des Hufes - ohne Einwirkung von Aussen!

Eine weitere Möglichkeit für die Auslösung eines Abszesses ist die Problematik von White Line Disease (WLD). Bitte konsultieren Sie dazu unsere Rubrik "White Line Disease beim Pferd". WLD-Bakterien können ebenfalls der Auslöser zu einer Abszessbildung sein.

Die Folgen von Abszessen sind:

  • Das Pferd lahmt sehr stark (oftmals wird der Huf nicht mehr belastet)
  • es zeigt sich am betroffenen Huf eine erhöhte Temperatur
  • es ist eine deutliche Pulsierung in der Fesselbeuge zu verspüren
  • das Bein ist leicht angeschwollen.

Der Druck, der durch die Ansammlung von Eiter zwischen Huflederhaut und Hufhorn entsteht, verursacht dem Pferd starke Schmerzen und führt zu deutlicher Lahmheit. Ein Abszess kann sich von einem Moment auf den anderen einstellen.

Es liegt in der Natur der Sache, dass der Abszess nicht im Huf verbleiben wird. Er wird jedoch den Weg des geringsten Widerstandes nehmen und im Sohlenbereich oder im Kronsaumbereich austreten. Der Austritt im Kronsaumbereich stellt in jedem Falle den schlechteren Fall dar. 

Nachstehend 2 Bilder eines Abszesses im Sohlenbereich:

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und noch 3 Bilder mit einem Abszessaustritt im Kronsaumbereich:

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Hufabszess mit Austrittspforte im Kronrandbereich

Handlungsbedarf bei Hufabszess im Kronsaumbereich

und noch 2 Bilder der übleren Sorte...

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Bei der Behandlung eines Hufabszesses sollten in der Regel keine entzündungshemmenden Medikamente verabreicht werden, da sie die Reifung des Abszesses verlängern.

Das Wärmen des betroffenen Hufes mit warmen Betadine-Verbänden ist die gängig angewandte Methode. Dadurch wird der Reifeprozess im Hufunterstützt und die zeitspanne bis zum Austritt verkürzt.

Wichtig:

Unsere langjährigen Beobachtungen haben jedoch gezeigt, dass das wiederkehrende Erwärmen von Pferdehufen mit nassen/warmen Verbänden über eine längere Zeitspanne unter Umständen Auslöser zu einer akuten Hufrehe sein kann.

Aus diesem Grund sollten die warmen Verbände nicht länger wie 3-4 Tage auf den unteren Extremitäten des Pferdes verbleiben. Danach sollte dem betroffenen Bein und Huf eine Trocken- sowie auch eine Abkühlphase von mindestens 1 Tag eingeräumt werden.

Alsdann wird in der Regel das Horn an der schmerzempfindlichen Stelle an der Sohle mit dem Hufmesser abgetragen bis der Eiter abfliessen kann. Durch die Druckentlastung wird es dem Pferd sofort besser gehen. Wichtig: Am Kronrand hat ein Hufmesser nichts zu suchen! Die kleinste Verletzung in diesem sehr sensiblen Bereich können zu lebenslangen Hornfehlern führen.

Die meisten Probleme bei Abszessen liegen im Lokalisieren derselben. Es ist unsinnig wenn auf das "Geradewohl"  ein Abszess gesucht, und entsprechend die Sohle des betreffenden Pferdes an mehreren Orten "durchlöchert"  wird.

Das Pferd zeigt uns wo "der Schuh drückt" und ein geschultes Auge kann dies meist auch erkennen.