Bei Pferden angewandte Kryotherapie

Die Kryotherapie ist die Anwendung von Kälte zur Behandlung von Beschwerden - im weiteren Text sprechen wir auch von DLC (distal limb cryotherapy) – wird allgemein in der Humanmedizin in einer Viehlzahl von Anwendungsgebieten, insbesondere akute Weichteilverletzungen und in der Veterinärmedizin für die Behandlung von Verletzungen beim Pferd erfolgreich angewandt.  Obwohl die Wirkmechanismen  kaum verstanden sind, wird DLC aufgrund seines Mangels an Nebenwirkungen mehr und mehr eingesetzt.

Angewandt auf alle 4 Gliedmaßen während der Entwicklungsphase der Hufrehe ist DLC ein wirksames Mittel zur Linderung der Krankheit und  - wird in klinischen Fällen bei Gefahr einer akuten Hufrehe empfohlen (Pollitt/van Eps).

Kontinuierliche, mittel- bis langfristige Kryotherapie – Dauer 48 - 72 Stunden - lindert sicher und effektiv die klinischen Symptome  von akuter Hufrehe. Kryotherapie verhindert dabei die charakteristischen lamellaren histopathologischen Veränderungen (Zerstörung  der Plättchenstruktur  der Weissen Linie) der frühen chronischen Hufrehe, beschrieben durch van Eps und Pollitt (2009). Die Verminderung der Aktivität von enzymatischen und entzündlichen Mediatoren (Botenstoffe) in den Entwicklungs- und akuten Phasen der Hufrehe ist wahrscheinlich der wichtigste Präventionsmechanismus durch die DLC (van Eps und Pollitt 2004).

Mehrere Studien  zeigten, dass das Stehenlassen von Hufen bis zum Fesselgelenk in kaltem, zirkulierendem Wasser,  über eine Zeitspanne von 3 Tagen, weder Stress noch Schaden am Tier selbst verursacht. Appetit und Verhalten wurden durch die gesamte Behandlungsphase von 72 Stunden nicht beeinträchtigt.  Die Daten der mittlere Herzfrequenz (35,7 ±0,3) und jene der Atmungsorgane (19 ±0,2) unterschieden sich nicht signifikanter wie im „Normalzustand“ während des gesamten Beobachtungszeitraums. Die Mundschleimhaut-Kapillarfüllungs-Zeit blieb unter 2 Sekunden während des ganzen Experiments. Es konnte aufgezeigt werden, dass die Stoffwechselintensität von Entzündungsenzymen um etwa 50% verringert werden konnte, wenn die Temperatur des Gewebes auf eine Temperatur von 10° C gesenkt wird. Der  Wirkungsgrad des Wärmeübergangs  ist bemerkenswert und kann nicht durch Kühl-Membranen oder Gel-Packs herbeigeführt werden ( van Eps, unveröffentlichte Daten). Das Phänomen ist also ähnlich, wie wenn Pferde  sich in natürlichen Umgebungen auf gefrorenem Boden oder im Schnee/Eis bei  Temperaturen unter dem Gefrierpunkt aufhalten. Mehrere  Studien zeigen ferner eine präventive Wirkung, wenn die Kryotherapie  während der gesamten Entwicklungsphase angewandt wurde. Die hypometabolische Wirkung (siehe nachstehende Erklärung) der Kryotherapie ist stark und komplex. Der hypometabolische Zustand (= ~ Zustand mit herabgesetzter Stoffwechsel-Aktivität) ist eine in der Biologie verbreitete Erscheinung und dient dazu, lebensfeindliche Perioden (Winter, Trockenperioden) besser überdauern zu können.

Und so sieht die ganze Sache während der Studie aus:

Kryotherapie-Forschung am Pferd

...und noch paar Bilder während den verschiendenen Untersuchungen.

Kryotherapie-Forschung am Pferd2

Kryotherapie-Forschung am Pferd3

Alle Bilder: Van Eps/Pollitt, University of Queensland, Australia

Wir haben die ganze Anlage in grösserem Stil nachgebaut. Nachstehend einige Impressionen dazu:

Nachbau Badewanne Kryotherapie

Gesamtansicht - gut zu sehen das zirkulierende Wasser - Temperatur: 1°C. 2 Hochdruckpumen liefern laufend das benötigte tiefgekühlte Wasser.

Fronttüre Badewanne

Fronttüre Badewanne

Heufutterautomat

Heufutterautomat

Kühlwassertank mit 1000 Liter Fassungsvermögen

1000 Liter Kühlwassertank mit 2 UV-Lampen (jede 1.20m lang) und Wärmetauscher

Das Herzstück - Wärmetauscher mit 1,20m Durchmesser

Das Herzstück - der Wärmetauscher von 1.20 m Durchmesser...

Klimagerät

direkt verbunden mit dem Klimagerät

Fütterungsanlage in der Gesamtansicht

Der Fütterungsbereich in der Gesamtansicht (Alle Bilder Barhufteam)

Die Resultate von Pollitt / Van Eps welche wir vollumfänglich bestätigen können:

Resultate Kryotherapie Pollitt/Van Eps

Deutlich zu sehen wie die Termperatur innerhalb des Hufes bei Anwendung der Kryotherapie ein tiefes Niveau halten kann, wohingegen bei ungekühlen Hufen hohe Temperaturen festgestellt werden können. Dies wirkt sich besonders auf die Lamellenstruktur der Weissen Linie aus, welche bei  zu hoher Temperatur aufgrund der gedrosselten Blutzirkulation zu zerreissen beginnt. Dieser Vorgang wird als Ischämie bezeichnet. Folge davon sind eine Hufbeinrotation oder Hufbeinsenkung.

Nachstehend eine der Studien von Christopher Pollitt/Andrew Van Eps:

Studie Kryotherapie Pollitt/Van Eps1

Studie Kryotherapie Pollitt/ Van Eps2

Studie Kryotherapie Pollitt/ Van Eps3

Studie Kryotherapie Pollitt/ Van Eps4

Studie Kryotherapie Pollitt/ Van Eps5

Studie Kryotherapie Pollitt/ Van Eps6